Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 










 

13.07.23 - Zur "Aktuellen Stunde" des Bundestages am 06.07.23 zu den Unruhen in Frankreich:


Angesichts der Ausschreitungen in Frankreich nach Erschießung eines 17-Jährigen
durch französische Polizei erlebt Deutschland eine Sternstunde der Demokratie
dahingehend, dass an den polizeilichen Todesschüssen auf den Jugendlichen einzig
die Durchsetzung staatlicher Ordnungsmacht gegen Aufbegehren von unten
interessiert und unerbittlich geltend gemacht wird.


Alle Parteien sind sich so ziemlich einig, wie man sich anlässlich der Krawalle in Frankreich vom Standpunkt der Staatsgewalt zu stellen habe. Allenfalls in den Diagnosen und z.T. hinsichtlich der ordnungsbeflissenen Antworten auf die Aufmüpfigkeit von Volksteilen mögen die sich unterscheiden.

Dem Vogel schießt die AfD ab: Die Randalierer hätten die Brechung von Recht und Gesetz zum Zweck; seien per se "integrationsunwillig" ("Integration" steht für die Parteien dafür, sich einzuschicken in die verordnete elende Verstauung und Unterordnung unter prekäre Lebensverhältnisse). Hier wird vorsätzlich die Dummheit serviert, die Ausschreitungen der Jugendlichen aus dem Umkreis der Nachkommen aus Afrika Eingewanderter hätten absolut keinen Grund; dies stellt sich absichtlich blind dagegen, dass solches Aufbegehren mehr oder weniger regelmäßig immer wieder zu besichtigen ist, damit Protest angemeldet wird gegen die Ausgrenzung durch französischen Staat und Gesellschaft, gegen Behandlung als "Bürger 2. Klasse" (die Stigmatisierung der Bewohner in den französischen Elendsvierteln als an denen festgemachte Überflüssigkeit für Wirtschaft und Nation und Hang zum Ungesetzlichen zeigt sich eben auch so, dass sie von den französischen Ordnungshütern einer Extra-Aufsicht unterliegen, in jedem sogleich den so gut wie Kriminellen sehen, sodass entsprechend locker schon mal die Waffe gezückt wird). - Von dieser ignoranten Diagnose schlägt die AfD den Bogen zu ihrer rechtsradikalen Essenz: es gelte, gnadenlos die Migration zu bekämpfen, weil Ausländern ja quasi von Natur Kriminelles anhafte - wo gar nicht interessiert, dass die Mehrzahl der "Krawallmacher" echte eingebürgerte Franzosen sind, allerdings eben nicht als vollwertige Bürger französischer Nation gelten; v.a. ist es den Rechten weiter kein Aufhebens wird, dass unter den Original-Deutschen die Rechtsbrecherei genauso geläufig ist, in Form des Eigentumsdelikts letztlich als Ausfluss dessen, wie die kapitalistische Eigentumsordnung die Leute trennt von dem Zeugs, was sie dringend zum Leben und Überleben brauchen; ansonsten die staatliche Abservierung von Unzufriedenheit im Volk mit Hinweis auf das demokratische Entscheidungsmonopol auch schon mal zu rabiateren Protestformen führt, die als verboten entsprechend sanktioniert werden, was die Klarstellung der Unterwerfung unter die per Wahl bestätigte Richtlinienkompetenz der Regierung ist.

Die SPD steht dem Standpunkt des Gewaltmonopolisten in nichts nach; also Behandlung der Proteste einzig unter dem Gesichtspunkt von deren Niederhaltung. Gleichrangig damit firmiert das Soziale, was nichts damit zu tun hat, dass die Armen auskömmliche Mittel bräuchten - sondern Soziales steht dafür, unter prinzipieller Beibehaltung der miesen Lage der Leute diese ruhig zu stellen.

Die Linke: Der Tod des 17-Jährigen rechtfertige keine Krawalle. Auch sie plädiert für diverse Sorten der Befriedung: mehr "gute" Sozialpolitik und "Integration". Das Soziale interessiert ebenso die Linke als Ordnungsinstrument; mit den materiellen Notwendigkeiten Armer hat dies genauso absolut nichts zu schaffen.

FDP: Den sog. sozialen Brennpunkten den sozialen "Sprengsatz" durch deren anderweitige Organisation ein Stück weit nehmen. Die Gründe für materielle und sonstige Unzufriedenheit in Kraft lassen, aber durch geschickte Kombination von "Durchmischung" der Wohnbevölkerung und Einbau von Sicherheitskomponenten möglichem Aufbegehren die Spitze nehmen.