Zur Europapolitik der AfD - 2023

Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 










 

03.08.23 - Parteitag der AfD in Magdeburg / 2023:


Zum einfältigen Politikschema der AfD in Sachen Europa-Politik/EU

 

"Die AfD-Vorsitzende Weidel sagte im ZDF, ihre Partei strebe einen Kompetenzrückbau der Europäischen Union an. Im Leitantrag der Bundesprogrammkommission heißt es, weil die EU nicht reformierbar sei, trete die AfD für die Neugründung einer europäischen Wirtschafts-und Interessengemeinschaft ein, einem Bund europäischer Nationen..."

Die AfD folgt einem äußerst einfältigen Politikschema im Verhältnis zur EU: Sie fordert „Kompetenzrückbau“ der EU – und hält sich nicht länger damit auf, wozu die Mitglieder dieser Union Kompetenzen abtreten; dass da was dem nationalen Zugriff entzogen wird, ist die wesentliche Kritik – außer, dass sie in Abgehobenheit von jeglichen staatsmateriellen Anliegen für sich und im Verhältnis zu anderen Nationen eine Gefährdung der „kulturellen Identität“*) am Werk sieht. Statt dessen soll ein „Bund europ. Nationen“ her, wo man sich fragt, was das Verbindende sein soll, wenn es doch nur noch auf die jeweils nationalen Zuständigkeiten der Staaten ankomme: ganz unbestimmt ist die Rede davon, dass in einem“ Europa der Vaterländer“ die letzteren Angelegenheiten besser gemeinsam erledigen könnten. Das Beispiel des unbehinderten Binnenmarktes ist längst offizielles Programm der EU – wo man sich fragen kann, wie dies vereinbar sein soll mit der Bornierung darauf, dass ja keinerlei Abstriche vom souveränen wirtschaftspolitischen Agieren zuzulassen wären (s. unten).

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*)Kein Staat der Welt folgt einer „kulturellen Identität“ als dessen Inbegriff. Was Staaten interessiert, ist die Zuverlässigkeit des Gehorsams ihrer Untertanen gegenüber den Regierungen und ihrer politischen Agenda; allenfalls in der Hinsicht machen Staaten von ins Gewicht fallende Unterschiede: Eingeborene schätzen Staaten auf der Grundlage verlässlicher Unterordnung als seine Machtbasis, mit der sie nach innen und außen wuchern können; bei Fremdlingen legen sie grundsätzliches Misstrauen an den Tag, was deren Einordnung in ihr nationales Gemeinwesen betrifft, insofern sie einer anderen, konkurrierenden Nation entstammen mit deren eigenen rechtlichen und sonstigen Gepflogenheiten.


"Für die AfD war es höchste Zeit, die künftige Entwicklung der EU grundsätzlich zu überdenken. Sie lehnte es ab, die EU zu einem Staat mit Gesetzgebungskompetenz und einer eigenen Regierung umzuwandeln und ebenso die Idee der 'Vereinigten Staaten von Europa'."

Keiner, noch nicht mal die führenden EU-Nationen visieren „Vereinigte Staaten von Europa“ an – aber die AfD muss vor diesem Phantom unbedingt warnen. Stattdessen könnte man drauf aufmerken, wie sich mit der EU Staaten zusammengefunden haben, die als Wirtschafts- und Währungsunion mehr ökonomische und politische Schlagkraft hermachen als sie als vereinzelte Nationen je zu leisten in der Lage wären – und damit abfärbt auf das Gewicht der einzelnen Mitglieder – allerdings mit dem Haken, dass die Union zugleich als konkurrierende Veranstaltung ihrer Teilhaber vonstatten geht mit je unterschiedlichen Resultaten hinsichtlich des nationalökonomischen Vorankommens der Einzelstaaten.

"...Die Politik des Europäischen Rats und der Europäischen Kommission war für die AfD vom Feilschen um Partikularinteressen von Einzelstaaten und Lobby-Klüngel dominiert..."

Das „Feilschen um Partikularinteressen“ interessiert da wieder nicht von den Zwecksetzungen her, die die EU-Staaten mit- und gegeneinander verfolgen: genau genommen geht es gar nicht um Partikulares, sondern jede Nation versucht ihren Einfluss einzubringen in Sachen Weiterentwicklung der EU und wer dabei die Federführung hat – wegen der unterschiedlichen Wirkungen der EU-Politiken haben die nach wie vor in Konkurrenz zueinander stehenden EU-Mitglieder immer auch die Bedeutung supranationaler Regelungen auf die jeweils nationale Lage im Blick.

"Die AfD sah den Zweck der Europäischen Union primär darin, den Rahmen gemeinschaftlichen, europäischen Wirtschaftens zu gestalten und für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen."

Da beißt sich irgendwas: Rahmen gemeinschaftlichen Wirtschaftens, den die AfD an dieser Stelle begrüßt, entspricht der jedenfalls teilweisen Preisgabe autonomen, nationalen Wirtschaftens, was die Partei gerade mit der Befürwortung „echt“ souveräner Staaten ausgehebelt haben will.

"Für die AfD ist die weitere Mitgliedschaft in der Eurozone in der jetzigen Form für den deutschen Steuerzahler wegen der Eurorettung nicht zumutbar. Deutschland sollte eine nationalen Währung wie die DM, gegebenenfalls unter paralleler Beibehaltung des Euro, einführen..."

In Sachen Euro verpasst die AfD, wie auf der Grundlage dessen, wie sich die EU-Gemeinschaftswährung längst als Weltwährung etabliert hat, die Ergebnisse der Konkurrenz in der EU als wirtschaftlicher Notstand eines Staates wie Griechenland so abgewickelt wurden, dass dessen Verschuldungskrise im Wesentlichen dieses Land und seine Insassen auszubaden hatten – und Gelder allenfalls als Hilfskredite mit strengen Auflagen flossen: strikte Haushaltsdisziplin, härteste soziale und wirtschaftliche Einschränkungen; dt. Steuergelder sind garantiert nicht geflossen, stattdessen ist Griechenland auf ewig den Gläubigerstaaten mit ihren Rettungsschirmen verpflichtet. Und wie man inzwischen registrieren konnte: die brutale wirtschaftliche und soziale Rosskur hat das finanzkapitalistische Renommee Griechenlands ein Stück weit saniert – und was das Wichtigste ist: der Euro hat nicht gelitten, er gilt weiter als schlagkräftiges Geld.

Alle Zitate entnommen aus:

https://www.europawahl-bw.de/europawahlprogramm-afd