Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 













14.09.23 - Entwicklungspolitik heute:


Armut, Hunger und Klimawandel in der 3. Welt unter sicherheitsstrate-
gischen Interventionsbedarf des Westen subsumieren


"Es ist verführerisch, sich in so einer schwierigen Zeit auf die eigenen Probleme und das direkte Umfeld zu konzentrieren. Aber genau das wäre jetzt absolut fatal; denn die Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, lassen sich nicht durch ein Kopf-in-den-Sand-Stecken lösen, und sie lassen sich auch nicht rein militärisch lösen. Die Zeitenwende erfordert mehr denn je strategischen Weitblick, globale Solidarität und enge Zusammenarbeit von Deutschland mit internationalen Partnern; denn nur gemeinsam mit ihnen kann die Bundesregierung globale Krisen entschärfen und ihre komplexen Ursachen angehen – und alles dafür tun, dass nicht ständig neue Krisen entstehen."

Es wird als selbstverständlich hingestellt, dass alles, was in anderen Weltgegenden sich zuträgt, als „Herausforderung“ für Deutschland zu nehmen ist, sich dort einmischend einzuklinken. Getrennt davon, wovon Deutschland überhaupt im einzelnen betroffen ist von Entwicklungen in anderen Ländern, begründet deren Fassung als „globale Krisen“ unabweisbaren Handlungsbedarf in Sachen „Krisenentschärfung“ oder Verhinderung von Krisen. Wenn diese nicht „rein militärisch“ zu lösen seien, wird der Einmischungsbedarf gleichwohl von der Wucht und Dimension her auf die Ebene des Militärischen gehoben.

"Es ist sehr wichtig, zu verstehen: Auch Deutschland und Europa profitieren davon, wenn sich die Sicherheitslage und der Lebensstandard in Entwicklungsländern verbessern. Entwicklungspolitik ist daher auch ein unabdingbarer Teil einer umfassenden, einer vorausschauenden und wirksamen Sicherheitsstrategie für Deutschland.
Dafür braucht Deutschland eine starke Entwicklungspolitik. Armut, Hunger und fehlende Chancen sind ein idealer Nährboden für Unzufriedenheit, für Konflikte und für Kriege. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit setzt daher an der Wurzel an, nämlich bei der globalen Ungerechtigkeit. Gerade jetzt gilt es, den Schwächsten zu helfen. Gerade jetzt gilt es, niemanden zurückzulassen. Es ist nicht egal, wie es den Menschen anderswo geht."

Wenn Armut und Hunger angesprochen werden, ist es aus dem Blickwinkel moderner Entwicklungspolitiker vollkommen uninteressant, wo das Elend da unten herkommt, das nämlich Resultat der kapitalistischen Erschließung durch die hiesigen Metropolen ist, worüber die Mehrzahl der Insassen dort als ökonomisch überflüssig gilt oder erbärmliche Sorten der Geldverdienerei sich angelegen sein müssen. Die Elenden bräuchten nicht gescheite Lebensverhältnisse, bei denen dem Hunger die Grundlage entzogen wäre, sondern man fasse sich an den Kopf, unter welchem Gesichtspunkt die Hungerregionen für die hohen Herrschaften des Westens von Belang sind: Hunger als Nährboden für sicherheitspolitisch Bedenkliches. Dass die hungernden Massen oder ganze Landstriche dem Zugriff der selbsternannten Aufsichtsmächte sich entziehen könnten, treibt Entwicklungspolitiker, wenn die sich aufmachen, Afrika einer Sicherheitsstrategie zu unterziehen. – In einer neueren Rede v. 5.9.23 stellt die Entwicklungsministerin einen direkten Zusammenhang zu „extremistischen Gruppen“ her, denen die Elenden in ihrer Unzufriedenheit auf dem Leim gehen könnten. Das gefährde die „Stabilität einer ganzen Region“, wo Deutschland und seine „Partner“ schon gar nicht abseits stehen könnten, in fremden Ländern zu intervenieren.

Nachweis der Zitate:
https://www.bmz.de/de/aktuelles/reden/ministerin-svenja-schulze/220907-rede-schulze-bundestag-121066
https://www.bundesregierung.de/resource/blob/992814/2221558/58a062439a09006e8e7f935bade4a279/89-4-bmz-haushalt-data.pdf?download=1