Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 














19.10.22 – Stand des Ukraine-Krieges im Okt. 2022:


1.
Russland ändert seine Kriegsstrategie - statt raumgreifender Operationen
wie zu Beginn der Invasion neben Sicherung der eroberten Gebiete gezielte
Angriffe auf die Infrastruktur der Ukraine bis nach Kiew hin

Die Reaktion des Westens und seiner journalistischen Sprachrohre:
das einander Widersprechende, das sei blanker Terror und zugleich
Ausweis der "Schwäche" russischer Kriegsführung

2.
Die Drohung mit Atomwaffen und die kongeniale Antwort des Westens
darauf


1.
Es sollte hinlänglich bekannt sein, wie parteiisch hiesige Staatsvertreter und ihre 4. Gewalt den Krieg Russlands besprechen. Von dem Standpunkt der höheren Aufsichtsinstanz über die globale Weltordnung wird der Krieg Russlands als vom Westen nicht gestattetes Herausnehmen sicherheitspolitischer Eigenmächtigkeiten denunziert, absolut westlicherseits nicht hinnehmbar, wie Moskau seinen weltpolitischen Geltungsanspruch durch das Vorrücken der Nato bis vor seine Haustür tangiert sieht. Von daher ist die Sichtung des militärischen Vorgehens Russlands in concreto die bornierte Sicht von Kriegsstrategen und Kriegsmoralisten.

Diese Sicht wird diktiert von der grundsätzlichen Einordnung des Russen-Krieges als durch und durch ungerechtfertigter Waffengang. Da bleibt selbst von einem Realismus hinsichtlich der kriegsstrategischen Einsortierung des Feldzuges und seiner Umdirigierungen einiges auf der Strecke: was auch immer die Militärführung des Kreml bewogen haben mag, auf eine großflächige Einnahme der Ukraine Abstand zu nehmen - mit den üblichen, konventionellen Kriegsmitteln ist zumal angesichts der ukrainischen Gegenwehr nicht zuletzt mit modernem Kriegsgerät des Westens die regelrechte Eroberung des Feindgebiets in großem Stil von den Russen erst mal außer Reichweite liegend eingestuft. Aber eher absurd mutet es an, die neue Strategie als die aus einer Position der Schwäche zu deuten: die durchaus nicht unrealistische Option einer flächendeckenden Lahmlegung der ukrainischen Infrastruktur ist neben der direkten Zerstörung von Land und Leuten das Mittel, erstens das Volks als Machtbasis des Kiew-Staates elementarer Lebensbedingungen zu berauben, also letzteren darüber madig zu machen; für das Funktionieren von Restbeständen wirtschaftlichen Treibens einschließlich der Kriegswirtschaft in der Ukraine hat dies nicht weniger zerstörerische Wirkung.

Der Vorwurf des Terrors gegen Zivilbevölkerung speist sich aus dem Parteiischen, dass den Russen dieser ihr Krieg nicht genehmigt ist vom Westen und enthält das Lügnerische, als ob bloß diesem Krieg eigen sei, was allen, auch westlichen Kriegen eigen ist, die lebendige Basis der gegnerischen Staatmacht zu dezimieren.


2.
Russland dehnt seine Atomwaffendrohung auf die in sein Staatsgebiet eingemeindeten eroberten Gebiete aus: die Verletzung von deren territorialen Integrität würde u.U. genauso beantwortet wie im Falle derjenigen des russischen Staatsgebiets insgesamt.

Der Westen reagiert ziemlich furchtlos darauf, weil ihm sowas von vertraut ist, sich ggf. auf atomaren Schlagabtausch einzustellen, also in seiner Gegenoffensive gegen Russland die atomare Kriegsführung selbstverständliche Option ist. Bezeichnend ist allerdings, wie die deutschen Verantwortungsträger einschließlich die von der Presse angesichts dessen, dass die dt. Staatsmacht erst dabei ist, sich ein Waffenarsenal maßnehmend an dem von Russland zuzulegen mit ihrem Sondervermögen Bundeswehr, die atomare Drohung aus dem Osten kleinreden und sich nicht von der beeindrucken zu lassen - also erst recht  selbstbewusst an der Eskalationschraube drehen und es drauf ankommen zu lassen, dass Moskau die atomare Option praktisch werden lässt.