10.08.2023
– Zum Putsch in Niger (Afrika):
Wie ein gewalttätiger Machtwechsel in Afrika den imperialistischen
- Einmischungsbedarf des Westens auf die Tagesordnung setzt
In
Niger (Afrika) wird ein aus angeblich demokratischen Wahlen
hervorgangener Präsident aus dem Amt gejagt. Ein oberster Militär
setzt sich per Putsch an dessen Stelle, der vom Westen als
verwerflicher Akt gegen demokratische Gepflogenheiten gegeißelt
wird, die der Vorgängerregent repräsentiert haben soll. Die nicht
nur im Falle Niger immer wieder zu beobachtenden gewalttätigen
Machtwechsel in der 3. Welt liefern Hinweise auf die Sorte
Herrschaft dort: das Staatsmachen gibt es da unten überhaupt nur
als Konkurrenzveranstaltung der politischen und militärischen
Eliten um den Zugriff auf die hoheitliche Verfügung über Land und
Leute getrennt von einem herrschaftlichen Bedarf im Verhältnis von
Obrigkeit und den Insassen der Nation.
Was
da als Demokratie vor dem Putsch vorstellig gemacht wird, ist
allenfalls eine Karikatur derselben; Wahlen dort sind schlicht
Akklamationsveranstaltungen: es gibt fürs Verlangen nach
Herrschaft keine materielle Grundlage in Gestalt einer
flächendeckenden Benutzung eines Volkes, was das Bedürfnis nach
einer staatlichen Regelung und Verwaltung derselben in die Welt
setzen würde.
An
der Reaktion auswärtiger Mächte kann man ersehen, wie Staaten wie
Niger ganz in einer Funktion für ausländische Interessen aufgehen:
u.a. der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich dient(e) es als
Aufmarschgebiet für seinen Kampf gegen Aufständische - wegen ihre
anti-westlichen Ausrichtung unter den Titel "Terrorismus"
subsumiert. Den Putsch stuft Frankreich offenbar als Gefährdung
der Verlässlichkeit von Niger ein, nämlich seines Dienstes für den
Einmischungsbedarf in Afrika.
Oder
so: An dem ach so demokratisch zustande gekommenen Vorgängerregime
wird offenbar die Willfährigkeit desselben festgehalten - wie
zufrieden oder unzufrieden der Imperialismus auch damit war,
sich als verlängerter Arm westlich-imperialistischer Interessen
herzugeben. An den Putschisten stört deren Eigensinnigkeit, deren
Sperrigkeit, länger als Werkzeug auswärtiger Interessen zu
fungieren - bemerkbar z.B. an der Kündigung der militärischen
Zusammenarbeit mit Frankreich und Deutschland.
Sofort
kommt das ganze Ensemble von Sanktionen und Gewaltandrohungen
gegen die neuen Herrscher auf den Tisch - wo sich Frankreich auch
der Handreichung durch eine afrikanische Organisation bedienen
kann, die Ultimaten ausruft und mit militärischen Einmarsch in
Niger zur Wiedereinsetzung des alten Präsidenten droht.
Es
passen augenscheinlich die diplomatischen Sorgen um demokratische
Verhältnisse in Niger gut damit zusammen, wie den Anti-Putschisten
in Afrika und in den Metropolen des Westens dies sogleich der
Übergang zu kriegerischer Gewalt wert ist, Demokratie also für
nichts anderes steht als die Ansprüche politischer Nützlichkeit
Nigers für auswärtige Interessen. - Denn der Verdacht steht
ebenso im Raum, dass sich in Niger zum Westen in Konkurrenz
stehende fremde Mächte einnisten könnten (russische Fahnen wurden
schon gesichtet in Niger...)